Valerie und der Priester

Logo_Vertikal_auf_gelbJunge Journalistin aus Berlin trifft jungen Kaplan in Münster… Was sich anhört wie eine Drehbuchidee zu einer Seifenoper ist der Kerngedanke hinter „Valerie und der Priester“. Denn die beiden gibt es wirklich: Sie, Valerie Schönian, ist ein Journalistin. Wie sie selbst von sich sagt, kann sie das Vaterunser aufsagen, geht aber selten in eine Kirche. Er, Franziskus von Boeslager, ist Kaplan in Münster. Für ihn ist Priester der schönste Beruf der Welt. Zwei Welten prallen aufeinander – und zwar ein ganzes Jahr lang. Denn für diese Zeit will Valerie den Priester begleiten und herausfinden, warum jemand Priester wird. Ein hochspannendes Projekt – und dafür gibt es vier Gründe.

1. Interesse statt Konflikt

Wenn eine kirchenferne linksliberal-feministische Journalistin (Schönian über Schönian) auf einen katholischen Priester trifft, dann geschieht das meistens in Talkshows und soll für ordentlich Zoff im Studio sorgen. Hier ist niemand auf Krawall gebürstet, sondern neugierig. Schönian kritisiert nicht, sie erforscht. Und gibt dabei auch Einblick in die Art und Weise, wie kirchenferne Menschen Kirche erleben. Woraus die Kirche wiederum eine Menge lernen kann.

2. Zeigen was Kirche ist und tut

Papst Franziskus, die Badewanne des Bischofs von Limburg, Vatileaks – wenn Kirche in den Medien auftaucht, dann oft im Kontext mit (Skandal-)Meldungen über oder aus der Kirchenspitze. Das hat mit der Realität an der Basis aber ungefähr so viel zu tun wie die FIFA-Skandale mit dem Kreisliga-Fußball. Indem Valerie „ihren“ Priester ein Jahr lang begleitet, bildet sie die Realität ab, zeigt die Kirche, die Gläubige jeden Tag erleben. Und nicht das, was Medien aus ihr machen.

3. Raum für Erklärungen

Medien sind schneller geworden. Artikel werden nicht mehr gelesen, sie werden gescannt. Und gerade daraus entstehen Kommunikationsprobleme der Kirchen. Wie bringt man Glaubenssätze auf 140 Zeichen? Wie setzt man z.B. Konzilstexte in Facebookposts um? Schwierig bis unmöglich. „Valerie und der Priester“ schafft hier Raum, sowohl durch die Darstellungsmöglichkeiten im Blog wie auch durch die Dauer des Projektes. Ein Jahr, das ist Zeit zum fragen, nachfragen und vertiefen.

4. Authentizität

Franziskus von Boeslager hat sich vorgenommen, das Blog das ganze Jahr über nicht zu lesen, um in seinen Antworten authentisch bleiben zu können. Das Projekt bietet also weder Kirchen-PR noch Kirchenpolitik. Sondern Ansichten und Einsichten eines Mannes, der dem Ruf Gottes folgt. Und die vielleicht neugierig machen auf mehr.

Aber: Alles kann, nichts muss.

Auch wenn ich das Projekt durchaus bemerkenswert finde, muss ich zum Schluss noch zwei Tropfen Wasser in den Wein gießen.

Erstens: „Valerie und der Priester“ steht ganz am Anfang. Niemand weiß wie sich das Jahr und damit das Blogprojekt entwickeln wird.

Zweitens: Laut Impressum ist das Zentrum für Berufungspastoral der Deutschen Bischofskonferenz für „Valerie und der Priester“ verantwortlich. Ob sich dadurch junge Männer für den Priesterberuf begeistern lassen, daran habe ich meine Zweifel, schließlich ist Priester kein Job, sondern eine Berufung. Aber wer weiß: Vielleicht kann das Mitlesen des Blogs für den einen oder anderen der erste Schritt sein.

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