Musik, Architektur, bildende Künste, der Buchdruck oder das Radio – schon immer haben die Kirchen die Kommunikationsmittel ihrer Zeit genutzt. Präsenz in Social Media ist so gesehen nur konsequent. Eine der spannendsten Veranstaltungen für Menschen, die dieses Thema in den Kirchen voranbringen wollen, ist das Barcamp Kirche. Hier kommen meine Eindrücke.
Eines gleich vorweg: Ich möchte hier nicht alle Sessions aufzählen, die ich besucht habe. Was schlichtweg daran liegt, dass ich selbst zwei Sessions gehalten habe und deshalb weniger Eindrücke aus der Zuhörerperspektive anbieten kann. Deshalb kommt hier mein Resumee, warum auch mein zweites Barcamp Kirche wieder spannend und inspirierend war.
Austausch auf Augenhöhe
Ganz egal ob evangelisch, katholisch, Pastorin oder Pastor, Hauptamtlicher oder engagierter Laie – hier teilen alle dieselbe Begeisterung und ähnliche Probleme und Erfahrungen. Das schafft eine Gemeinschaft, in der Blicke über den Tellerrand möglich werden und die Raum für neue Eindrücke schafft.
Alle Facetten im Fokus
Netzmenschen im Auftrag des Herrn sehen sich oft drei Herausforderungen gegenüber:
- Sie sollen – wie alle, die in Social Media unterwegs sind, wissen welche Tools und Plattformen es gibt. Welches sind die reichweitenstarken Platzhirsche und was ist der angesagte „heiße Scheiß“? Aber vor allem: welche Zielgruppen spricht man damit an, wie muss der Content aufbereitet sein und wie funktioniert das Ganze?
- Sie brauchen ein Gespür dafür, wie man christliche Botschaften über diese Kanäle zur Zielgruppe bringt und dabei authentisch bleibt, ohne sich anzubiedern. Hier ist auch Mut zu Neuem gefragt, denn nicht alle Marketingweisheiten lassen sich 1:1 übertragen. Schließlich ist es etwas völlig anderes, ob ich Reisen oder Handyverträge verkaufe oder das Wort Gottes verkünde.
- Sie müssen oft Widerstände überwinden. Gerade in großen konservativen Organisationen ist die Bereitschaft, Neuland zu betreten, eher klein und die Zahl der Bedenkenträger groß.
Alle diese „Metathemen“, die das Leben von kirchlichen Netzmenschen bestimmen, fanden auf dem Barcamp statt. Ganz egal, ob ich Social Media in meiner Gemeinde an den Start bringen will, mich mit Hatesepeech konfrontiert sehe oder einfach bessere Videos drehen will – hier finde ich Ansprech- und Diskussionspartner.
Kirche wird konket
Freilich könnten es die Organisatoren des Barcamps bei Sessions, Gesprächen, leckerem Kaffee und tollem Essen belassen. Tun sie aber nicht. Zu jedem barcamp gehört das gemeinsame Gebet in Social Media. Gab es vor einem Jahr einen Twittergottesdienst (über den ich hier im Bürstenfrosch berichtet habe) versammelten wir uns dieses Mal zur #twomplet. Der Begriff setzt sich zusammen aus „Twitter“ und „Komplet“. Menschen beten also zusammen die Komplet und nutzen dafür Twitter als Plattform. Jeweils eine/r betet vor und twittert Gebete, Texte oder Musik. Und wer eine Fürbitte mit den anderen teilen will, nutzt ebenfalls den Kurznachrichtendienst.
Wir trafen uns am Abend des Barcamp-Samstags in der Kölner Kartäuserkirche. Der Altarraum war erleuchtet, Stühle warteten auf die Betenden. Soweit alles wie immer bei einem ganz normalen Abendgebet. Wären da nicht die beiden Notebooks gewesen, mit denen der Vorbetende Texte und Musik twittern konnte. Und – per Beamer an die Wand projiziert – die Tweets all derer, die mit uns im Gebet verbunden waren.
So wurde das, was die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Kirche beteten, virtuell. Umgekehrt wurden die Gebetswünsche derer, die irgendwo am Rechner oder per Handy mitbeteten auch Teil der Gebetsgemeinschaft.
So konnten jahrhundertealte Gebetstradition und moderne Medien miteinander verschmelzen. Glaube statt Katzenbilder, füreinander beten statt übereinander schimpfen. Solche Momente würde man sich öfter wünschen.
- Edition Ruprecht
- #ekiclouds
- Freifunk Köln, Bonn und Umgebung
- Gute Botschafter
- IDEENpool
- KD-Bank
- KIGST
Und hier gibt es noch einen besonders schönen Rückblick auf das Barcamp.