Das Bistum Münster ist auf Snapchat. Doch die eigentlich gute Idee wurde zum Stolperstart.
Wer Menschen in Social Media erreichen will, muss die Plattformen nutzen, auf denen seine Zielgruppe unterwegs ist. Nur konsequent, dass das Bistum Münster auf Snapchat setzt, wenn es Jugendliche und junge Erwachsene erreichen will. Damit geht es in eine ähnliche Richtung wie das Bistum Essen, dass ja mit der Ostergeschichte auf WhatsApp im letzten Jahr von sich reden machte.
Nette Nichtigkeiten
Die beiden ersten Snaps, die ich gesehen habe, können jedoch leider mit dem Niveau der Kolleginnen und Kollegen aus dem Ruhrbistum nicht mithalten. Im ersten sehen wir fröhliche Menschen in einem Zug. Sie haben Essen dabei, das sie genüsslich verteilen. Eine Schüssel mit etwas, das wie Nudelsalat aussieht, wird herumgereicht. Zwei Damen unterhalten sich darüber, dass die Reisegruppe gerade Holzwickede passiert hat. Dann ist der Kölner Dom zu erkennen und ein Wegweiser.
Im zweiten Snap steht ein Frau in einem Fernsehstudio vor einer Blue-Screen und zwei andere Damen erzählen, dass sie gerade auf Teamausflug sind.
Der geneigte Snapchatter erfährt also, dass Menschen aus Münster nach Köln fahren, essen, Spaß haben, ein Fernsehstudio besuchen und einen Teamausflug machen. Schön und gut, aber das ist weder besonders spannend noch hat es irgendwo einen spirituellen, christlichen, katholischen oder sonstigen Hintergrund, der eine Präsenz bei Snapchat rechtfertigen würde. Oder begeistern sich junge Leute jetzt für die katholische Kirche, weil es bei Zugfahrten Nudelsalat gibt?
Ob es noch besser wird?
Ein Blick auf die Website des Bistums zeigt, was noch alles geplant ist: Unter anderem soll man einen Blick hinter die Kulissen des Bistums werfen können und es sind auch „vermutlich viele unbekannte kirchliche Fakten zum Angeben im Freundeskreis“ geplant. Nun sind Snapchat-Nutzer zwischen 16 und 24 Jahren alt. Wer von denen möchte Insiderinfos aus dem Bistum? Oder bei seinen Freunden Bewunderung für sein profundes Kirchenwissen genießen? Positiv finde ich allerdings, dass RedakteurInnen Termine ankündigen und die User dazu Fragen stellen können. Hier gibt es eine Chance auf Dialog via Social Media.
Social Media ist wie Flirten
Die beiden Snaps sind in meinen Augen ein Beispiel dafür was technikgetriebene Kommunikation bedeutet: Man meldet sich auf einer Plattform an, weil die Zielgruppe dort ist. Doch mit Social Media ist es wie mit der Partnersuche. Man lernt die tollen Frauen oder Männer nicht kennen, nur weil man im gleichen Laden tanzen geht. Man muss besonders toll aussehen, witzig und charmant plaudern, den größten Sportwagen vor der Türe haben oder was auch immer. In unserem Fall heißt das, dass es nicht reicht, nur auf der gleichen Plattform unterwegs zu sein. Nötig ist Content, der die Zielgruppe anspricht, der Menschen abholt, interessant ist und einen echten Mehrwert bietet. Zumindest für den Anfang ist diese Chance vertan. Aber – und das ist das Gute an Social Media – alles ist lebendig, im Fluss und auch aus einem Stolperstart kann ein fulminanter Zieleinlauf werden. Dem Bistum Münster ist es zu wünschen.