Barcamp Dortmund: Das Triple unter den Barcamps

img_20161120_163421-800x800Barcamps folgen bestimmten Regeln. Den Barcamp-Regeln. Eine davon lautet: „Blogge über das Barcamp“. Das ist richtig und wichtig, denn sonst würde ja niemand davon erfahren. Und das wäre gerade beim Barcamp Dortmund schade. Weil es nämlich ein ganz besonderes Barcamp war.

Typisch Dortmund – die Location

Das Barcamp Dortmund fand statt im Dortmunder U – einem der beeindruckendsten Gebäude in Dortmund. Hier konnte man während einzelner Sessions den Blick über die Stadt genießen oder traf sich zur Vorstellungsrunde in einem Kinosaal. Vorbei an Videoinstallationen bewegte man sich über Rolltreppen zur nächsten Session – allein die Größe des Gebäudes sorgte für ein ganz besonderes Ambiente.

Apropos Ambiente: Hier gibt kommen ein paar Aus- und Einblicke rund um das Dortmunder U

Die Kombination

Neu am diesjährigen Barcamp Dortmund war die Kombination aus einem Hackathon der Uni, dem Barcamp und der Open Tech School. Also eigentlich drei Veranstaltungen in einer. Ich war mir da bei der Anmeldung unsicher, ob dieses Konzept wirklich aufgehen würde. Denn während ein Hackathon sich dadurch auszeichnet, dass man in Teams konzentriert über ein bis zwei Tage an einer bestimmten Fragestellung oder einer Problemlösung arbeitet, lebt ein Barcamp davon, dass man sich in immer wechselnden Gruppen zu immer neuen Themen austauscht. An sich schon ein Spannungsfeld. Und was würde dann daraus werden, wenn da auch noch Lehrveranstaltungen der Tech School laufen würden? Ich war – vorsichtig ausgedrückt – skeptisch.

Beim Hackathon analysierten Teams von Studierenden zwei Tage lang Daten und präsentierten dann ihre Ergebnisse. Also eigentlich eine Art Blockseminar. Nun habe ich zu einer Zeit studiert, als die meisten der Studis maximal im Krabbelalter waren und künstliche Intelligenz war damals auch noch kein Thema, denn wir hatten unsere eigene. (Sorry, aber dieser Kalauer drückt mich schon seit der Vorstellungsrunde und irgendwann musste er einfach raus). Trotzdem war auch das eine Bereicherung. Denn die Studierenden stellten ihre Projekte und gaben so einen Einblick in das, was an der TU Dortmund so passiert. Zum Beispiel die Auswertung von Messdaten eines Weltraumteleskops oder die Entwicklung einer künstlichen Intelligenz, die Zeitungsartikel auswertet und so z.B. analysiert, welche Politiker sich wie zur Flüchtlingskrise positioniert haben. Einziger Wermutstropfen: Die Präsentation der Ergebnisse war ein Seminar (mit Zwischenfragen vom Dozenten) und keine Barcamp-Session. Hier zeigte sich, dass Uni-Veranstaltung und Barcamp vielleicht doch zu unterschiedlich sind. Wobei man aber fairerweise auch sagen muss: Es war als Ergebnispräsentation und nicht als Session angekündigt. Insofern war ich davon nicht enttäuscht.

Spannend fand ich auch, dass sich die Open Tech School Dortmund ebenfalls im Rahmen des Barcamps präsentierte. Sie bietet Online-Kurse rund ums Programmieren an und öffnet so den Zugang zu den Technologien, die heute mehr oder weniger unser Leben bestimmen. Aber auch hier kollidierten die Formate: Die Open Tech School präsentierte ihre Kurse und bot ebenfalls keine Sessions an. Mich hätte beispielsweise das Thema HTML und CSS interessiert, aber dann hätte ich am Samstagnachmittag keine einzige Session besuchen können.

Was ist nun mein Fazit zum „Triple-Barcamp“? Grundsätzlich ist es positiv und ich finde es gut, dass man beim Barcamp Dortmund diesen Versuch gemacht hat. Ich konnte aus beiden Veranstaltungen Dinge für mich mitnehmen und habe es deshalb als Bereicherung erlebt. Zwei Vorschläge habe ich aber dennoch: Wenn man wieder eine Veranstaltung zusammen mit der Uni macht, fände ich eine Session klasse, in der man erklärt, worum es geht, welche Problemstellungen zu bearbeiten sind, welche Problemlösungsstrategien angewendet werden. So tut man sich leichter, das was einem da präsentiert wird, zu verstehen. Und wenn es wieder Kurse der Open Tech School gibt, fände ich gut, wenn das Kursprogramm vorher angekündigt wird so dass man sich schon mal darauf einrichten kann, statt einiger Sessions eben z.B. Programmieren zu lernen.

Doch das war nicht das einzig Herausragende an diesem Barcamp.

Das Besondere

Die Themen meiner Sessions waren – wie üblich – breit gefächert: Von der Auswertung von Daten aus dem Weltraum über die Analyse von Medienberichten durch künstliche Intelligenz bis hin zu Fotografie und Zeichnen. (Sogar jemand wie ich, der im Kunstunterricht gnadenhalber eine Vier minus kriegte, kann auf einem Barcamp etwas übers Zeichnen lernen.)

Besonders war, dass auf diesem Barcamp viel diskutiert wurde. Hetze im Netz, Donald Trump und die USA waren dabei Themen. Aber auch die Frage, wie wir als Bloggerinnen und Blogger damit umgehen, wenn Reichweiten künstlich in die Höhe getrieben werden. Zum Beispiel wenn die Instagram Follwer nicht aufgrund der tollen Bilder, sondern durch eine App kommen. Dieser engagierte aber respektvolle, kontroverse aber faire Austausch war etwas, dass in der Form noch bei keinem Barcamp erlebt habe. Voneinander lernen und Gedanken austauschen – hier war dieser Grundgedanke der Barcamps wunderbar spürbar.

Kurzum: Ich bin kein großer Fan der Ausdrucks „klein aber fein“, weil er zu oft verwendet wird, wo eigentlich „mickrig aber noch ok“ stehen müsste. Hier hat er aber absolut seine Berechtigung. Es war klein. Und fein. Und ich freue mich schon auf das nächste Mal.

Jedes Barcamp lebt von Sponsoren. Deshalb ein herzlicher Dank an:

innogy

sijox

infoteam software AG

Virado

Und an die Kooperationspartener

Dortmunder U

Wirtschaftsförderung der Stadt Dortmund

Ganz zum Schluss noch eine Empfehlung für alle, die Fotografie und/oder Dortmund mögen: Der Fotograf Simon Bierwald (@SimSullen) hat sein Projekt „Daily U“ vorgestellt, bei dem er (fast) jeden Tag ein Foto des Dortmunder U postet. Immer das gleiche Gebäude,immer der gleiche Blickwinkel. Trotzdem lassen Licht, Wetter, Tageszeit und natürlich die Videoinstallationen immer neue Bilder entstehen. Unbedingt auf Instagram anschauen „the-daily-u“ oder @simsullen auf Twitter folgen.